Gedanken-2: „Wer jedermann dient, bekommt von keinem Lohn.“
Hallo liebe
Blogleser,
viel arbeiten und
nichts verdienen? Das kann sich heutzutage niemand mehr leisten. Um weiterhin
seine Fähigkeiten und Kenntnisse anbieten zu können, braucht man einen
Arbeitslohn. Auch der Freiberufler.
Vor kurzem habe ich
euch auf einen interessanten Blog aufmerksam gemacht (kunstundso). Einer der
Artikel vom Autor Stefan Wabner ist mir besonders ins Auge gestochen, er
beschäftigt sich darin mit der Frage, ob und warum auch Freiberufler keine
Leistungen umsonst erbringen sollten. Auch uns erreichen in letzter Zeit einige
E-Mails mit Anfragen zu diesem Thema – deswegen möchten auch wir einmal
Stellung dazu beziehen.
„Zu Beginn seines
Eintrags, stellt uns Stefan Wabner in einem Video den Schriftsteller und
Drehbuchautor Harlan Ellison vor, der ebenfalls eine sehr gefestigte Meinung zu
diesem Thema hat und nicht damit hinter dem Berg hält. Schaut es euch einfach
mal an!“
Lohn für Leistung
Das eingangs verwendete
Sprichwort zeigt uns auf, dass jemand der für jeden alles macht und sich seines
eigenen „Marktwertes“ nicht bewusst ist, letztlich keinen Lohn für seine Arbeit
erhält, weil sich dafür niemand zuständig fühlt und er seine Arbeitskraft schon
immer kostenlos zur Verfügung gestellt hat – warum sollte ihn dann jemand dafür
entlohnen? Leider scheint sich diese Denkweise heutzutage vor allem auch in der
Kreativbranche einzunisten. Ist es nicht aber das Grundprinzip von Arbeit, dass
man für seine Leistung einen Lohn erhält? Niemand kommt auf die Idee in ein
Restaurant zu gehen und den Koch zu fragen, ob er das Essen heute für einen
günstiger oder gar kostenlos anbietet. Warum aber beim Fotografen? Denn auch
wir bekommen E-Mails von Kunden, die versuchen den Preis zu drücken.
In Aussicht
gestellte Aufträge für Leistung?
„Folgeauftrag“ – Das
Zauberwort und oftmals benutzte Köder für kostenfreie Arbeit. Letztens einem
Bekannten von uns passiert: Er wurde zu einem Auftrag verpflichtet und das zu
Konditionen, zu denen wir nicht arbeiten würden. Versprochen wurde ihm, dass
bei Zufriedenheit des Kunden weitere Aufträge folgen würden. Was will der Kunde
erreichen?
Sich ein Bild von den
erbrachten Leistungen machen - das kann er auch bei der Betrachtung der
Referenzen in Form von Mappen/Portfolio/Internetauftritt. Ich gehe doch auch
nicht in ein Bekleidungsgeschäft und frage nach kostenlosen Hemden oder
zusätzlichen Vergünstigungen nur mit der Aussicht, dass ich wiederkomme.
Und meldet sich der
Kunde denn tatsächlich wieder? Er wird sich vielmehr einen anderen Fotografen
suchen, da sein Prinzip funktioniert hat. Und wenn er wirklich wieder kommt, zu
welchen Konditionen wird der Folgeauftrag ausgehandelt, wenn der Kunde bereits
die Erfahrung gemacht hat, dass man sich unter Wert verkauft? Geschweige denn
gut genug, dass man auch noch den vorherigen kostenlosen Auftrag mitfinanzieren
könnte.
Aufmerksamkeit und
Werbung für Leistung?
Freie Projekte von
Fotografen sind letztlich auch keine kostenlosen Arbeiten. Die von uns
gebuchten Modelle – die gebuchten, nicht die anfragenden – werden genauso
entlohnt. Wir behandeln das als Auftrag, wie es jeder andere in diesem Bereich
auch sehen würde. Der Trend zu kostenlosen Arbeiten schleicht sich vorwiegend
aus dem Anfänger-Bereich ein, bei denen die Fotografen noch nicht von ihrer
Arbeit leben. Häufig (nicht immer) bekommen Kunden so Qualität zweiter Wahl,
weil Wissen und Erfahrung fehlen, doch damit ist allen Beteiligten nicht
geholfen.
„Was nichts kostet,
ist auch nichts wert“ - doch für einen entsprechenden Lohn, bekommt man ein
entsprechendes Ergebnis. Wer sich nebenbei noch anderweitig um seinen
Lebensunterhalt kümmern muss, findet auch nicht die Zeit um die gleiche
qualitative Arbeit abzuliefern wie ein Selbstständiger. Aber auch wenn Anfänger
stets den Fehler machen ihre Arbeit zu Schleuderpreisen zu verkaufen – werden
sie doch lernen, dass sie damit den Ast ansägen auf dem sie selbst sitzen.
Oftmals ist es besser keinen Deal abzuschließen, oder auf einen anderen
Fotografen hinzuweisen, als schlechte Arbeit abzuliefern.
Also Hand aufs Herz
und mal drüber nachgedacht: Seht ihr das wie Stefan Wabner und wir? Oder
vertretet ihr eine ganz andere Meinung? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Viele Grüße Micha & Mario
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