Gedanken 4: "Manuelle analoge Mittelformatfotografie ist wie das heimische zubereiten eines eigenen Rezeptes"
Hallo liebe Blogleser. Diejenigen von uns, die noch ab und
zu ein Fotofachgeschäft aufsuchen, kennen die vielen kleineren und größeren
Bunten Schachteln hinter der Theke, sicherlich noch. Vielen Digitalfotografen
streicht beim Anblick der Kleinbildfilme und Rollfilme ein eher Nostalgischer
Schauer über den Rücken. Namen wie Ilford, Fuji, Kodak oder Agfa scheinen viele
neuere Fotografen nur noch aus Büchern vergangener Zeiten zu kennen.
Auch Ich stellte mir noch bis vor einiger Zeit die Frage,
gerade in Bezug auf die großen 120er Rollfilme: „Wer kauft denn solche Filme
heute noch?!“ Und tatsächlich verschwinden in vielen Läden diese Filme immer
mehr aus dem Sortiment.
Gerade in Bezug auf meine Weiterentwicklung prägten mich vor
allem Künstler neuerer Zeit, wie James Russell. Immer mehr ziehen mich aber Bilder an, die einen
ganz besonderen Look haben. Farben sind anders, von EXIF´s keine Spur und vom
Format auch eher Anders als man es doch gewohnt war. Nun ist die
Look-Gestaltung dank Lightroom, Photoshop und Co. Kaum mehr ein Problem. Doch
irgendwie erreichte ich nie die Ergebnisse die auch mein Schaffen
beeinflussten.
Wie also weiterentwickeln? Fest stand schon lange, dass
meine Entwicklung irgendwann mal ins Mittelformat laufen soll. Geringere Tiefenschärfe,
bessere Farbdarstellung, cremigeres Bokeh, höheres Auflösungsvermögen / bessere
Detailzeichnung.
Durch einen Zufall bin ich nun im Besitz einer
halbmechanischen Mittelformat-Filmkamera. Dazu 2 Objektive, ein Filmmagazin und
ein Polaroid-Rückteil. Nein es ist keine Hasselblad, dafür aber eine wunderbare
Mamiya RZ 67 Pro II.
Soll das nun, meine
mich schon seit längerem begleitende Vollformatkamera von Canon ersetzen?
Nein, das soll sie nicht.
Nichtsdestotrotz ist es ein schon
fast magisches Gefühl, wenn man dieses Meisterwerk an Konstruktion aus dem
Koffer holt und seine Teile zusammenfügt. Der Blick durch den Lichtschacht, der
Einblick auf die riesige Mattscheibe, fasziniert jeden Freund der Fotografie.
Statt anschalten und auf den Knopf drücken, zwingt uns der
Film, der nur begrenzte Aufnahmen hat, das Bild genauer zu komponieren,
sorgfältiger scharf zustellen, besser das Licht einzumessen. Kurzum: Bewusster
zu fotografieren. Das Motiv rückt in den Mittelpunkt.
Dieses Mehr an Arbeit, verlangsamt die Aufnahme gewaltig,
dadurch wird es aber auch entspannter. Seit dem die digitale Fotografie sich
durchgesetzt hat, verlangen auch viele Kunden sofort ein Ergebnis, was
natürlich auch mal gegen diese Art der Fotografie spricht. Und ein Digitales
Rückenteil; machen wir uns nix vor braucht der Foto-Enthusiast nicht, da er
selten so große Abzüge macht, für das ein solches Back ausgelegt ist. Mal ganz
abgesehen von den Kosten, die es bis jetzt auch nur ausgewählten
Berufsfotografen der Werbebranche möglich machen, sich so etwas zuzulegen.
Filmfotografie, ins besondere die manuelle analoge
Mittelformatfotografie ist wie das heimische zubereiten eines eigenen Rezeptes.
Natürlich kann man sich ein fertiges Essen kaufen, aber ein
Gutes Essen fängt mit dem sorgfältigen auswählen der Zutaten an. Eben genau das
geht meiner Einschätzung nach, mit dem digitalen Fotografieren ein Stück weit
verloren.
Der Weg zum Ziel ist bei einer analogen Mittelformatkamera
um einiges länger und auch mühseliger, vor allem aber auch um einiges teurer.
Aber das Ergebnis ist viel persönlicher und das Gefühl, wenn man alle Zutaten
richtig komponiert hat, ist einfach magnifique. Die Genugtuung wird letztendlich
viel mehr befriedigt, zumindest ist es bei mir so.
Und genau
eine dieser wichtigen Zutaten ist bei meiner Mamiya, aber auch bei anderen
Mittelformatsystemen der Rollfilm. Die Frage also wer solche Filme heute noch
kauft, kann ich mir zumindest heute so beantworten. Es sind Fotografen, die
etwas besonderes suchen, ihre Bilder anders komponieren, die Spaß an
eigener Entwicklung haben, die ihre Fotografie entschleunigen wollen. Oder einfach nur Anhänger analoger Fotografie auf der Suche nach bestmöglicher Bildqualität.
Welche Erfahrung habt ihr mit Rollfilmen? Kauft Ihr noch welche wie Wir? Habt Ihr Lieblingsfilme?
Viele Grüße,
Micha
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